Fotocredit Titelbild: Mitja Kobal / Greenpeace
Die Klimakrise ist hier und muss bekämpft werden – diese Tatsache bestreitet niemand mehr. Wer jedoch die Verantwortung für diese globale Krise trägt, darüber scheiden sich die Geister. Wie der OMV-Konzernchef Rainer Seele es formulierte: „Ich stelle das Benzin her, aber die Emissionen macht ihr“. Lässt sich die Verantwortung aber so einfach an die KonsumentInnen abschieben?
Fakt ist, dass über das letzte Jahrhundert ein System gebaut wurde, das auf fossilen Energien beruht. Wir heizen damit unsere Häuser, wir fahren damit in die Arbeit, wir fliegen damit in den Urlaub. Seit den 1970er Jahren ist aber bekannt, dass die Verbrennung von fossilen Energien langfristig unser Klimasystem verändert und dadurch das Potenzial hat, unsere Lebensgrundlage zu zerstören. Mit dem ersten IPCC-Report 1990 wurden die weltweiten wissenschaftlichen Erkenntnisse gebündelt und mit dem Beschluss zur UN Klimarahmenkonvention 1992 ein internationaler Handlungsrahmen zur Bekämpfung der Klimakrise beschlossen. Es ist somit seit drei Jahrzehnten politischer und wissenschaftlicher Konsens, dass die Emissionen runter müssen auf Null. Welchen Beitrag haben in dieser Zeit fossile Unternehmen zur Senkung von Emissionen geleistet?
Nur 100 Unternehmen sind seit 1988 für über 70% der industriellen Treibhausgase verantwortlich. Darunter findet sich auch die OMV. Es wird nach wie vor Öl und Gas aus der Erde geholt, das natürlich auch verkauft werden muss. Entsprechend wichtig ist für Energiekonzerne, dass das Geschäft mit Öl und Gas möglichst wenig reguliert ist, und KonsumentInnen die Produkte weiter abnehmen. Von seiten der OMV wird massiv in Lobbying, Marketing und PR investiert. Rund eine halbe Million Euro wird alleine für Lobbying auf EU-Ebene ausgegeben. Weitere zig Millionen werden für aufwendige Werbekampagnen und Medien-Platzierungen ausgegeben, um das positive Image von fossilen Energieträgern zu bewahren und diese weiterhin als notwendige Lösung für Energiefragen zu präsentieren. Damit wird das jetzige fossile System weiter am Leben erhalten und KonsumentInnen in eine Abhängigkeit getrieben – zum Beispiel wird, wer heute eine Gastherme installiert, auch in Jahren oder sogar Jahrzehnten noch damit heizen. KonsumentInnen bekommen oft also gar keine Chance, sich für nachhaltige Systeme oder Lösungen zu entscheiden. So tragen schlechte öffentliche Verkehrsmittel und teure Elektroautos dazu bei, dass für viele KonsumentInnen weiter nur der Verbrennungsmotor attraktiv bleibt. Hier muss die Politik die Regeln für eine Systemveränderung setzen – aber die Politik wird von Konzernen wie der OMV beeinflusst, die ein klares Interesse haben, ihren Absatz von fossilen Energieträgern auch in Zukunft hochzuhalten. Die Konzerne wollen, dass die Politik Regelungen zugunsten von erneuerbaren Energien und nachhaltigen Lösungen blockiert. Und das, während die Treibhausgasemissionen immer weiter steigen.
Den KonsumentInnen also die Schuld zu geben, da sie das Benzin kaufen, ist nicht nur zu kurz gedacht, sondern auch schlicht eine zynische Umkehr der Verantwortung. Denn Konzerne wie die OMV treiben die KonsumentInnen bewusst in die Abhängigkeit vom klassischen Verbrennungsmotor, da Alternativen nicht existieren oder zu teuer sind. Zusätzlich wird der Verbrennungsmotor durch Steuerprivilegien wie das Dieselprivileg künstlich verbilligt. Wir brauchen also eine nachhaltige Neuausrichtung von allen Seiten – der Politik, von Unternehmen wie der OMV und KonsumentInnen. Nur wenn alle am gleichen Strang ziehen und eine Abkehr von fossilen Energien forcieren, können wir die Treibhausgase nachhaltig senken und die Klimakrise gemeinsam bekämpfen.