Ein Unternehmen wird maßgeblich durch den Vorstand in die Zukunft gelenkt. Der CEO ist für wegweisende Unternehmensentscheidungen verantwortlich und trägt so die Verantwortung für die Zukunft des Unternehmens und die seiner MitarbeiterInnen. Wie steht also Rainer Seele zur notwendigen Transformation der OMV in Richtung einer grünen Zukunft?
Rainer Seele macht in vielen Fällen klar, dass er die Zukunft der OMV im Öl- und Gasgeschäft sieht und es ihm primär darum geht, kurzfristigen Gewinn gegenüber seinen Shareholdern zu lukrieren: “Ich bin auch ein Wirtschaftsvertreter. Wenn ich etwas mehr mag als CO2-Emissionen, ist es natürlich auch das Geld, das wir einnehmen müssen” wie es der OMV-Chef vor kurzem in einem Interview formulierte. Zusätzlich sieht er im Bereich der erneuerbaren Energien zu wenig Gewinnchancen für seine InvestorInnen und entsprechend auch keinen Bedarf für die OMV, dort einzusteigen: „A good reason why we are not investing into renewables is that we don’t have really convincing business models for you. If I cannot present to you a double-digit rate of return on my investments which I can’t calculate in renewable power projects, I think I will disappoint you on our ROACE targets.“ Eine Zukunft ohne Öl und Gas ist für den Konzernchef nicht denkbar und fixer Bestandteil seiner Wachstumspolitik: „Wenn wir keine Abstriche machen wollen in der Weiterentwicklung der sozialen Systeme, auch auf anderen Kontinenten, werden wir auch mittel- bis längerfristig sehr stark auf Öl und Gas angewiesen sein.”
Die Aussagen des Konzern-Chefs laufen damit allen wissenschaftlichen Forderungen für eine kohlenstoffarme Welt bis 2040 zuwider. Die Wissenschaft ist hier eindeutig: Wir müssen den Temperaturanstieg, wie im Pariser Abkommen vereinbart auf 1,5 Grad begrenzen, um die Klimakrise zu stoppen und damit auch unsere Lebensgrundlage zu sichern. Schaffen wir das nicht, drohen sich Wetter- und Klimasysteme zu verändern, Wetterkatastrophen zuzunehmen, der Meeresspiegel zu steigen und ganze Erdteile unbewohnbar zu werden. Dies wird als Konsequenz massive globale Fluchtbewegungen auslösen. So passiert genau das Gegenteil der Prognose des Konzernchefs – die Weiterentwicklung von sozialen Systemen wird Rückschritte erfahren, gerade wenn wir weiterhin auf Öl und Gas setzen; denn genau jene fossile Rohstoffe sind es, die die Klimakrise und damit die Zerstörung der Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen befeuern. Bereits heute sind mehr Öl- und Gasreserven erschlossen, als wir laut Pariser Klimaabkommen verbrennen dürften. Trotzdem hört auch die OMV unter Rainer Seele nicht mit der Exploration auf. So ist jüngst in Algerien eine Absichtserklärung für weitere Felder unterschrieben worden.
Gerade Rainer Seele schiebt dabei oftmals die Verantwortung auf die KonsumentInnen ab. „Ich stelle das Benzin her, aber die Emissionen macht ihr“ wie es der OMV-Chef formulierte. Nun gut, wie steht es um die persönliche Klimabilanz von Rainer Seele? 2020 sorgte ein Dossier-Artikel für Aufruhr, der darlegte, wie das exzessive Luxusleben des Konzernchefs nicht nur hunderttausende Euros frisst, sondern auch massiv das Klima schädigt. So ist davon auszugehen, dass alleine für Seeles Privatflüge 400.000€ seit 2016, also fast eine halbe Million, ausgegeben wurden. Dabei gilt Fliegen als klimaschädlichstes Laster schlechthin. So ist ein Flug vergleichsweise 31x klimaschädlicher als eine Fahrt mit der Bahn und wäre gerade auf Kurzstreckenflügen innerhalb von Österreich zb von Wien nach Klagenfurt und Innsbruck leicht vermeidbar.
Aber nicht nur ökologisch zeigt Rainer Seele ein fragwürdiges Verhalten auf, auch angesichts sozialer Gerechtigkeit macht das Millionengehalt des OMV-Chefs stutzig. Mit 7,2 Millionen Euro im Jahr 2019 gilt er als bestverdienender Manager in Österreich und verdient damit über 20.000€. Pro Tag. Während Seele im Zuge der Coronakrise konzernweit den Rotstift ansetzte, blieb sein Gehalt stabil.
Rainer Seeles Taten legen somit ein vollkommen anderes Bild dar als die Worthülsen rund um das Thema Nachhaltigkeit. Der Konzernchef verschließt die Augen vor einer notwendigen Transformation und trifft seine Entscheidungen zugunsten von kurzfristigen Profiten für sprunghafte InvestorInnen. Um Arbeitsplätze langfristig zu sichern, braucht es aber ein Business-Modell, dass sich von fossilen und klimaschädlichen Energieformen abwendet. Nur so kann sich der Konzern sozial & ökologisch gerecht neu ausrichten.